«Ratgeber: Bei Winterreifen über das Mindestmaß hinausgehen

Es muss nicht erst Schnee liegen, damit sich Winterreifen lohnen.
Foto: Auto-Medienportal.Net/ADAC
Die Faustregel „Von O bis O“ lässt sich einfach merken: Von Oktober bis Ostern ist Winterreifen-Zeit in Deutschland. Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, der sollte sich nicht nur an den gesetzlichen Mindestanforderungen orientieren, sondern darüber hinausgehen.

Die seit Ende vergangenen Jahres bestehende Winterreifen-Pflicht besagt, dass Fahrzeuge bei Eis und Schnee mit Reifen bestückt sein müssen, die mit dem „M+S“-Symbol für Matsch und Schnee gekennzeichnet sind. Darunter fallen auch Ganzjahresreifen. In Tests schneiden sie jedoch meist schlechter ab als echte Winterpneus, wie zuletzt erst wieder der ADAC festgestellt hat. Automobilclubs raten daher, beim Reifenkauf zusätzlich auf das alpine Schneeflocken-Symbol zu achten.

Wer bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte ohne Winterreifen erwischt wird, muss 40 Euro Strafe zahlen. Bei Verkehrsbehinderung oder im Falle eines Unfalls können 80 Euro sowie ein Punkt in Flensburg verhängt werden. Im Fall eines Unfalls mit nicht geeigneten Reifen kann zudem die Kaskoversicherung ganz oder teilweise entfallen, warnt die Gesellschaft für technische Überwachung (GTÜ). Sind Autofahrer mit abgefahrenen Reifen unterhalb der Mindestprofiltiefe unterwegs, drohen Ihnen nach wie vor drei Punkte in Flensburg sowie ein Bußgeld von 50 Euro.

Ausgenommen von der neuen Winter-Regelung der Straßenverkehrsordnung sind nach Angaben des ADAC Anhänger und Wohnwagen. Dennoch empfiehlt es sich auch hier, lieber auf Winterreifen zu setzen. Wer mit dem Auto bei Schnee oder Eis eine Reifenpanne hat, der darf beim Ersatzrad nach Mitteilung des Automobilclubs auch auf den Sommerreifen zurückgreifen. Mit dem Notbehelf darf die Fahrt dann zunächst einmal fortgesetzt werden.

Vorgeschrieben ist auch bei Winterreifen nur eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern. Dies halten fast alle Experten für zu wenig. Reifenindustrie und Automobilclubs empfehlen vier Millimeter. Abgefahrene Winterreifen büßen ihren Leistungsvorsprung ein und sind ein Sicherheitsrisiko, vor allem bei Nässe, Schnee und Matsch, warnt der Automobilclub von Deutschland (AvD). Sie haften schlechter und der Bremsweg wird länger. Auch Alterungsprozesse beeinflussen die Fahreigenschaften. Deshalb sollten Reifen, die älter als sechs Jahre sind, nicht mehr genutzt werden. Wann die Pneus produziert wurden, zeigt die sogenannte DOT-Nummer an der Reifenflanke an – die letzten vier Ziffern stehen für die Kalenderwoche und das Herstellungsjahr (z.B. 1410 für die 14. Woche im April 2010).

Winterreifen sind nicht nur bei Schneematsch oder Eisglätte die bessere Wahl. Auch wer in einem Gebiet wohnt, in dem es selten schneit, sollte die Sommerreifen jetzt wechseln. Sie verlieren bei Temperaturen unter sieben Grad viel von ihrer Wirkung. Insbesondere verhärten sie sich, was die Haftung und den Bremsweg beeinträchtigt. Winterreifen haben eine elastischere Gummimischung und bleiben bei tieferen Temperaturen geschmeidiger. Zudem sorgen zusätzliche Lamellen im Reifenprofil für bessere Haftung auf winterlichen Straßen.

Wer sich beim Reifenwechsel Zeit lässt bis zum Wintereinbruch mit Schnee, Eis und Glätte, muss eventuell mit Lieferengpässen und langen Wartezeiten in den Werkstätten rechnen, warnt der Auto- und Reiseclub Deutschland (ARDC). Für einzelne Fahrzeugtypen deuteten sich schon jetzt erste Lieferschwierigkeiten an. Dazu gehören SUV- oder Van-Formate und kleinere Pkw-Größen, meldet die Kfz-Branche.
Die besten Winterreifen nutzen aber nichts, wenn nicht auch die Fahrweise den Witterungsverhältnissen angepasst wird. Der AvD empfiehlt, in den kommenden Monaten noch vorausschauender zu fahren, mehr Abstand zu halten, die Geschwindigkeit anzupassen und bei Glätte nicht ruckartig, sondern "sanfter" zu bremsen und zu beschleunigen. (ampnet/jri) 
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